Cusco, Machu Picchu und erste Tage in Lima

 

Wieder ein Samstag, den 03.11.2012

Irgendwie hat sich die Zeit davongestohlen und ich kam nicht zum Schreiben. Mal ein paar Mails zwischendurch ging noch, aber die Muse für das Reisetagebuch fehlte mir und der Rückstau wurde auch immer länger.

Nun also chronologisch aus dem Gedächtnis die Ergänzungen.

Cusco ist die ehemalige Hauptstadt des Inkareiches und es gibt heute noch viele Spuren aus dieser Zeit.

Wir hatten unser Quartier mitten in der Altstadt, in einer der engen Gassen. Auf halber Höhe einer steilen Treppe war der Eingang zu unserem wieder sehr netten Hotel.

Am Abend blieb nicht mehr viel Zeit, wir machten nur eine kurze Stippvisite zur abendlich beleuchteten Altstadt, dabei begegneten uns wunderlich angezogene Gestalten auf dem Weg zu einer Prozession.

Da es mir zwar besser ging, ich aber enormen Schlafnachholebedarf hatte, war der Tag danach für mich zuende.

Am nächsten Tag hatten wir wieder einen neuen einheimischen Führer, der uns morgens mit dem Bus abholte und mit uns das alte Cusco kleinräumig erkundete.

Zuerst fuhren wir zu einem Zeremonien – und Festplatz der Inka, an dem wir die Zickzack-Mauern mit den riesigen, fugenlos ineinander eingepassten Steinen bewunderten.Den fand ich von dem an diesem Tag gesehenem am Beeindruckensten.

44 

Nach weiteren Zwischenstationen besuchten wir das mitten in der Stadt liegende Kloster San Catalina, dessen alte Inka-Grundmauern erst bei einem Einsturz des Klosters 1950 zum Vorschein kamen und als einzige das Erdbeben heil überstanden. Sie wurden nicht wieder zugebaut und sind deshalb heute wieder ihn ihrer genialen Bauweise zu bewundern.

Nach einer sehr langatmigen Besichtigung der Kathedrale an der ortsüblichen Plaza hatten wir genug von alten Steinen und suchten uns an der Plaza einen Balkonplatz in einem Cafe und saßen da lange und genossen die Sicht auf die Dinge von oben herab.

45

Am nächsten Tag stand dann die Fahrt nach Maccu Picchu auf dem Programm. Ich hatte eigentlich erwartet, dass wir am frühen Morgen aufbrechen werden, aber wir fuhren ganz gelassen erst 7.30 Uhr los. In Cusco hinauf in einen Außenbezirk zur Panoramabahn, die uns in 3,5h zum Machu Picchu bringen sollte. Beim Besteigen der lange vorgebuchten Bahn mussten wir den Pass vorzeigen. Die Plätze waren dann wirklich sehr luxuriös, sogar mit Tisch und Bordservice. Das Schönste aber war die Landschaft durch die der Zug fuhr, entlang des Flusses Urubamba links und rechts Berge und Gletscher nach Aguas Calientes zum Ausgangspunkt nach Machu Piccu.

50

Dort angekommen wollte ich noch ein Foto von der Lok schießen, drehte mich um – weg waren alle. Schrecksekunde … irgendwie durch den Basar, rechtsrum… falsch…linksrum.. aufatmen ... Holger!

Mit einem Kleinbus ging es atemberaubende Serpentinen hinauf mit grandiosem Blick auf Vayna-Picchu (Junger Berg) und Machu Picchu (Alter Berg).

Die alte Inkastadt Machu Picchu liegt auf 2430 Meter inmitten tropischen Bergwaldes in einer traumhaften Berglandschaft. Ihre Überreste wurden 1911 von Hiram Bingham entdeckt und bis 1913 aus den Überwucherungen des Dschungels befreit.

Das Gefühl dort oben umherzustreifen und den Blick vom Torwärterhaus ains Tal und auf die umliegenden Berge kann ich nicht beschreiben … nur ein Wort … magisch!

51

52

53

Als wir nach ca. 3 h wieder im Tal ankamen, hatte ich das Gefühl in einer fremden Welt zu sein.

In Aguas Calientes gab es noch ein gutes Mittagessen und dann fuhren wir glücklich und entspannt mit dem Zug zurück nach Cusco.

Unzweifelhaft war dies für mich der Höhepunkt der Rundreise.

Am nächsten Morgen flogen wir dann von Cusco zurück nach Lima. Das Flugzeug war deutlich bequemer als der Langstreckenflieger der TAM. In Lima checkten wir im gleichen Hotel wie bei der Ankunft ein. Die Mädchen wurden vom Bus abgeholt und ins Colegio Humboldt gefahren, wo sie am Nachmittag mit ihren Gastgeschwistern in ihr temporäres Zuhause fahren würden. Man sah ihnen an, dass ihnen nach den vielen Tagen in der Geborgenheit der Gruppe schon ein wenig bange war. Da wir zu früh dran waren, gingen wir als Gruppe zum Strand nach Larco Mar zum Mittagessen. Später lösten wir unser eingelagertes Gepäck ein und genossen das erste Mal ein paar Stunden Ruhe, die wir zur ausgiebigen Körperpflege, zum Gepäck sortieren, chillen… nutzten.

Abends stand dann ein besonderes Ereignis an – ein gemeinsames Abendessen in dem exklusiven Restaurant Rosa Nautica, auf einer Seebrücke gelegen, im Stil der Seebäderarchitektur des 19. Jahrhunderts. Der Festlichkeit halber und weil ich es nun einmal mitgeschleppt hatte warf ich mich in Schale und trug das kleine schwarze. Es wurde ein lustiger, guter Abend mit hervorragendem Essen.

Am nächsten Tag musste ich zeitig raus, denn wir wollten zu Schulbeginn um 7.30 Uhr in Humboldt II sein, erstens um nach den Mädels zu sehen und zweitens um wichtiges Organisatorisches abzusprechen und zu klären.

Wir fuhren für 8 Soles mit dem Taxi dahin.

Die meisten Lehrer begrüßten uns sehr herzlich, was natürlich auch daran lag, dass Holger ja hier bekannt ist. Hier ist es üblich, sich mit Küsschen zu begrüßen.

Wir rannten mehrfach zwischen Humboldt I und II hin und her, aber wir erreichten sehr viel. Zwei Mädchen hatten deutlich Heimweh und wir versuchten ihnen Mut zu machen und sie zu trösten.

Der Nachmittag verging mit ausführlichem weiblichem Einkaufsbummel, da meine Zimmer und Tischgenossinnen sich so langsam auf die Heimreise vorbereiten und noch Mitbringsel einkaufen wollten.

Es war schön, mit viel Zeit in holder Frauenrunde durch den Inca-Markt zu bummeln, die Händler sind hier in keiner Weise aufdringlich und das Angebot an hübschen, preiswerten Dingen groß.

Am nächsten Tag, dem letzten der Rundreise hatte sich ein Gruppenrudiment zu einem Extra- Ausflug ans Meer entschlossen. Um 9.30 Uhr holte uns ein Kleinbus ab, um uns nach Pucusana, einem kleinen nichttouristischen Fischerdorf 1,5 h von Lima entfernt zu fahren. Dort sind wir mit einem total klapprigen Kutter auf en Pazifik gefahren, der sich bei Ausfahrt aus der Buch als unerwartet stürmisch mit hohem Wellengang erwies und unser Bötchen ganz schön durchschüttelte. Dafür  konnten wir Pelikane in großer Zahl, Kolonien von kleinen Seevögeln, zahlreiche große,  fette Robben und anderes Getier beobachten. Mittag s haben wir leckeren Fisch auf peruanische Art in einem kleinen einheimischen Restaurant gegessen, welches direkt an einer Felsspalte lag, durch die sich das Meer ins Hinterland zu zwängen versuchte.

61

62

Nach einer kurzen Stippvisite zum Strand fuhren wir dann zufrieden nach Lima zurück. Dort packten wir, duschten usw. und machen uns für den Umzug bzw. die Abreise am nächsten Tag fertig …

Nun die Rundreise ist beendet und jetzt beginnt der ganz andere Teil des Peru - Abenteuers. Gestern ist der Rest der Reisegruppe nach Hause gefahren und wir sind vom Hotel privat zu Helga gezogen, einer ehemaligen Lehrerin des Colegio Humboldt, die jetzt in Rente ist, wo wir die nächsten drei Wochen verbringen werden. Sie ist Deutsche lebt schon 40 Jahre hier, war mit einem Peruaner verheiratet und stammt aus Wörlitz und hat in Leipzig und Berlin studiert. Bei ihr ist es sehr anders als in Deutschland, sie führt ein offenes gastfreundliches Haus und ist eine sehr interessante, liebe Frau. Einen Teil ihres verwinkelten Häuschens vermietet sie. Ich habe hier ein Kämmerchen mit dem Fenster hinunter zu ihrem Wohnzimmer. Oben auf der Terrasse haben wir Gäste gemeinsam eine Küche und einen Raum mit Waschmaschine und Trockner und das Bad teile ich mir mit zwei Männern - mit Holger und mit Stefan einem Lehrer des Colegio Humboldt, der hier auch ein Kämmerchen bewohnt.

74

74

Gestern Nachmittag haben Holger und ich einen kleinen Stadtbummel gemacht, eine Galerie und das Elektrizitätsmuseum besucht (Lima hat seit 1560 eine öffentliche Stadtbeleuchtung!) und waren an der Strandpromenade.

Im Moment ist es nicht sehr warm hier… ich denke so 16-18°C und den Himmel über Lima habe ich noch nie anders als grau erlebt. (Es soll hier nicht immer grau sein).

Dafür ist die Luftfeuchte so hoch, dass nichts so richtig trocken wird und meine Haare Locken schlagen. Komischerweise bekommt mir das Klima recht gut.

In der Schule waren wir und die Mädels auch schon einen Tag, so richtig los, geht es dann am Montag- gestern war ein Feiertag und jetzt ist ja auch hier WE.

Wir werden fast jeden Tag in der Schule sein, ich will auch mal in den Unterricht mitgehen, wenn die Lehrer es mögen.

Ansonsten treffen wir hier die Mädchen und schauen, ob sie Hilfe brauchen, in den Stunden, wo sie spanischen Unterricht haben, wollen wir Mathe und Physik mit ihnen machen. Ab Dienstag dann gehen die Mädels für jeweils 2 Tage in 3 Gruppen in die San Christoferus-Schule, einer Schule für behinderte Menschen, die vom Waldorfverein Deutschland getragen wird und in dieser Form eine Ausnahme hier ist, um dort an ihrem Projekt zu arbeiten und sich mit den Kindern zu beschäftigen.